Monticello d’Alba
Die Kapelle des Heiligen Pontius Diakon
Die Kapelle des Heiligen Pontius Diakon
Via Borghetto, 3, 12066 Monticello d’Alba (CN)
DAS ROEROGEBIET ENTDECKEN
DIE KAPELLE DES HEILIGEN PONTIUS DIAKON
Die ältesten Fresken des Roerogebiets, Zeugen einer längst vergangenen Zeit
Neben dem Friedhof von Monticello d’Alba, im Ortsteil “Villa”, liegt die antike Kapelle San Ponzio. Besuchern die einst hierher kamen präsentierte sie sich allerdings nicht in dieser Gestalt: das heutige Bauwerk ist nur ein Rest der ursprünglichen alten Pfarrkirche von Monticello aus dem frühen Mittelalter.
In Folge der Überfälle und Plünderungen durch einfallende Ungarn und Sarazenen und wegen der Kriege, die häufig diese Region heimsuchten, verlegten die Einwohner von Montezelo ihre Siedlung von dem Gebiet rund um den heutigen Friedhof hinauf auf die Kuppe des Hügels. Sie waren auf der Suche nach einer geschützteren Position, die ihnen hier durch die Höhenlage und die Existenz eines (heute verschwundenen) befestigten Bauwerks, dem sogenannten Castellasso, gegeben war. Nach dieser Verlegung verlor die alte Pfarrkirche ihre Funktion und wurde in Teilen abgetragen. Nur die Apsis wurde erhalten: sie bekam eine neue Funktion als Friedhofskapelle.
Einige Mauerstücke am Aussenbau sind Zeugen ihrer antiken Herkunft mit der wechselnden Verwendung von roten Ziegeln und Flusskieseln, die in der sogenannten Fischgrätform vermauert wurden, mit einem eleganten polychromen Effekt.
Diese spezielle Anordnung der Flusskiesel ist nicht sehr verbreitet im Roerogebiet: wir finden sie nur in anderen Bauwerken aus vorromanischer Zeit, erbaut vor dem Jahr 1000.
Es ist also möglich, dass die Ursprüge der Sanponziokapelle weit in die Vergangenheit zurückreichen. Dies wird auch durch einen Fund bestätigt den Federico Eusebio zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Mauer des Friedhofs von Monticello machte: Er fand ein christliches Epitaph (Grabplatte mit Inschrift) aus dem V. Jahrhundert n.Chr.: es handelt sich um das Fragment einer Grabplatte aus Marmor einer gewissen “Asteria” mit der Inschrift “…CET IN PACE ASTERIA…N…R…M…PL…M…N…LV”, also Hic requiescet in pace Asteria, annorum plus minus LV (hier ruht in Frieden Asteria, etwa 55 Jahre alt).
Im Inneren der Kapelle ist auch der antike Architrav zu sehen, der in zwei Teile zerbrochen ist und vielleicht ursprüglich zum Hauptportal gehörte: er ist mit Akanthusranken verziert wie sie im Nordwesten Italiens zwischen 700 und 900 n.Chr. verbreitet waren. Sie sind Reste der antiken Kirche die hier vielleicht auf den Ruinen einer heidnischen Kultstätte erbaut worden war.
Hl. PonTius Diakon (Ende 10. – 1. HÄlfte 11. jahrhundert)
Nach dem Betreten der kleinen Kapelle finden wir rechts vom Altar die älteste Freskenmalerei des Roerogebiets: die Darstellung des Hl. Pontius, Diakon von Karthago, aktiv im Kampf gegen das Heidentum und die Häresie im III. Jahrhundert n.Chr.
In seinem De virus Illustribus berichtet uns der Hl. Hieronymus, dass Pontius ein getreuer Diakon des Bischofs Ciprianus gewesen ist. Er erlitt gemeinsam mit seinem Bischof das Exil in Curubis (das heutige Korba in Tunesien) bis zum Tag des Martyriums von Ciprianus im Jahr 258 auf Befehl des römischen Prokonsuls Galerio Massimo. Nach dem Tod des Bischofs schrieb er die “Vita des Ciprianus” und widmet sein Leben dem Kampf gegen Heidentum und Ketzerei.
Sein Festtag ist der 8. März und er ist nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Heiligen Pontius, Soldat der thebäischen Legion, der überdies in der heutigen Pfarrkirche des Ortes präsent ist. Letzterer war sehr populär im Gebiet des Piemont, aber erst zu einem späteren Zeitpunkt.
Die fragmentarisch erhaltene Darstellung zeigt zwei Heilenfiguren, den oberen Abschluss bildet ein gemalter zweifarbiger Fries mit geometrischem Muster wie man ihn häufig in Darstellungen des 10. und 11. Jahrhunderts findet. Seitlich des Hl. Pontius befinden sich zwei schmale hohe Säulen auf deren Kapitellen zwei gemalte Türme zu erkennen sind. Es handelt sich um interessante Beispiele von gemalter Architektur, die zugleich hilfreich sind für die Datierung der Malerei.
Die fragmentarisch erhaltene Darstellung zeigt zwei Heilenfiguren, den oberen Abschluss bildet ein gemalter zweifarbiger Fries mit geometrischem Muster wie man ihn häufig in Darstellungen des 10. und 11. Jahrhunderts findet. Seitlich des Hl. Pontius befinden sich zwei schmale hohe Säulen auf deren Kapitellen zwei gemalte Türme zu erkennen sind. Es handelt sich um interessante Beispiele von gemalter Architektur, die zugleich hilfreich sind für die Datierung der Malerei.
Der Hl. Pontius hat ein dunkles Inkarnat (Hautfarbe): vielleicht ein Hinweis auf seine Herkunft aus Karthago, auch wenn die Farben wohl durch spätere Restaurierungen und Ausbesserungen verfälscht worden sind.
Der Heilige steht aufrecht, die Arme vor der Brust erhoben und hält in beiden Händen liturgische Geräte, die typisch sind für einen Diakon: ein geschlossenes Buch und eine geweihte Hostie. Der Diakon assistiert dem Priester während der Eucharistie: er teilt die Hostie aus, schenkt den Wein in den Kelch ein und reicht dem Zelebrierenden die Monstranz.
Neben San Ponzio scheint ein kleiner Mönch mit gelbem Heiligenschein seinen Blick auf die imposante Figur zu seiner Rechten zu richten. Sein Gewand, ein weisser Saio und ein schwarzer Mantel, sind ein wichtiger Hinweis auf seine Identität: es ist niemand geringeres als “S.B.”, der Heilige Benedikt, der Gründer des abendländischen Mönchtums.
Der Heilige ist ein Hinweis auf den Einfluss der Benediktinerabtei von Borgo San Dalmazzo von der die nahegelegenen Prioreien von San Dalmazzo di Ninzolasco und das Priorat von Sant’Ambrogio (in Santa Vittoria d’Alba) abhängig waren. Seit dem Ende des 10. Jahrhunderts waren die Benediktiner unter den wichtigsten Akteuren für einen Aufschwung vieler Gebiete im Tanarotal und im Roero.
Die Datierung der Darstellung des San Ponzio wird kontrovers diskutiert. Einige Historiker wie Perotti datieren sie sogar in die Zeit der Karolinger (9.- 10. Jahrhundert). In jedem Fall wurde seit dem 9. Jahrhundert die Gegend von Monticello wiederholt schwer zerstört durch die Einfälle der Ungarn und Sarazenen und es erscheint unwahrscheinlich, dass das religiöse Bauwerk unversehrt blieb und die Darstellung des San Ponzio in seinem Inneren intakt bis in unsere Zeit gelangte. Einige Historiker weisen darauf hin, dass die Hand die die Hostie hält stilistisch in das 13. Jahrhundert passt doch dabei könnte es sich auch um das Ergebnis der Restaurierung der Kirche im 13. Jahrhundert handeln oder um die starken Eingriffe aus dem Jahr 1935. Ausserdem wurde ab dem 13. Jahrhundert hier die Verehrung des Heiligen Pontius, Soldat der thebäischen Legion, immer populärer an Stelle des Hl. Diakons Pontius. Wäre die Malerei tatsächlich im 13. Jahrhundert entstanden so hätte sie vermutlich den Märtyrer der thebäischen Legion und nicht den Diakon aus Karthago dargestellt. Wahrscheinlicher ist, dass die Darstellung nach der für das Jahr 1041 dokumentierten Renovierung der Kirche entstanden ist.
DER HEILIGE ELIGIUS (ERSTE HÄLFTE 11. Jahrhundert)
Beim Eintritt in die Kapelle San Ponzio ist auf der linken Seite eine Heiligendarstellung vor ockergelbem Hintergrund zu erkennen. In einem gemalten Rahmen steht ein Heiliger, der das Werkzeug eines Hufschmiedes in den Händen hält. Die Inschrift oberhalb der Figur gibt uns einen Hinweis auf seine Identität: “AL LO” ist die Abkürzung des französischen “Alloi”, also Eligius.
Tatsächlich ist Eligius der Schutzpatron der Gold- und Hufschmiede, sein Gedenktag ist der 1. Dezember: geboren um 588 in Chaptelat in Frankreich lernte er die Goldschmiedekunst von Meister Abbone und war die Hauptperson einer kuriosen Legende: Der Frankenkönig Chlotar II beauftragte ihn mit der Herstellung eines goldenen Thrones und gab ihm die dazu notwendige Menge an Gold. Eligius gelang es mit dem Gold zwei Throne herzustellen und so erlangte er die Gunst des Königs, dessen Goldschmied und Münzer er wurde. Auch dessen Nachfolger Dagobert I schätzte ihn sehr und machte ihn zu seinem Schatzmeister. Eligius gründete 632 das Kloster Salignac und wurde von der Bevölkerung im Jahr 641 zum Bischof von Noyon gewählt. Während seines Episkopats gründete er Krankenhospize und Klöster und engagierte sich bei der Bekehrung der Heiden, die in Nordfrankreich in dieser Zeit noch sehr zahlreich waren. Nach der Heiligsprechung wurde er vor allem als Schutzpatron der Hufschmiede, der Goldschmiede und der Weinbauern verehrt.
Das Patronat der Hufschmiede ist offensichtlich wenn wir die dargestellten Werkzeuge anschauen: ein Hammer, eine Schachtel mit Nägeln, ein Hufeisen, ein Amboss und eine Zange. Das Beschlagen der Pferde und die Reparatur der Karren waren zwei sehr wichtige Aktivitäten im Mittelalter denn sie waren wertvolle Transportmittel und Hilfe bei den landwirtschaftlichen Arbeiten.
Laut Mario Perotti kam der Kult des Hl. Eligius durch den Einfluss der Benediktinermönche, bei denen er populär war als “antiheidnischer” Heiliger, nach Monticello – genau wie der Hl. Pontius Diakon rechts des Altares. Nachdem sie bei der Wiederherstellung der Ortschaften und der wirtschaflichen Aktivitäten mitgewirkt hatten spürten die Mönche möglicherweise die Notwendigkeit in den Kirchen und Orten des Kultes einige “Führungspersonen” als Vorbilder für das Volk darzustellen, als Symbole gegen das Heidentum.
Auch die Darstellung des Hl. Eligius hat bei der Restaurierung von 1935 schwere Eingriffe erlitten aber die Qualität des Freskos und die klare Linienführung, betont durch den ockerfarbenen Hintergrund, bleiben offensichtlich. Letzterer könnte eine Anlehnung an den Goldgrund der byzantinischen Malerei sein der in “einfacher” Form wieder aufgenommen wurde, oder auf das Gold der Goldschmiede deren Schutzpatron er ist.
Auch in diesem Fall ist die Datierung nicht einfach: für Perotti handelt es sich um eine sehr alte Darstellung die auf das 10. Jahrhundert zurückgeht. Molino und Accigliaro datieren sie in das 11. Jahrhundert. Quasimodo und Semenzato sehen sie sogar in der Zeit des gotischen Stils in der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts.
Der Grund für diese sehr unterschiedlichen Urteile liegt in der schwierigen Lesbarkeit des Freskos. Auf der gesamten Oberfläche sind kleine Fehlstellen zu sehen und die starken Ausbesserungen aus dem Jahr 1935 haben den Stil an die anderen Fresken aus jüngerer Zeit angepasst.
Dennoch bleiben die Unterschiede offensichtlich: im Umgang mit dem Hell-Dunkel, in der Darstellung der Figuren und in den gemalten Friesen, die die drei verschiedenen Malereien umranden.
Im Gegensatz zur Kreuzigung und der Madonna mit dem Kind wird die Figur des Heiligen Eligius nicht durch einen ornamentalen bunten Fries sondern nur durch einen dunkleren Streifen eingerahmt.
Aber es gibt noch weitere Indizien. Die Inschrift “AL LO” ist in “Luxeuil” Lettern geschrieben, eine ältere Schriftform als die gotischen Lettern in der Inschrift unter der Kreuzigung. Ausserdem wir der Heilige Eligius meistens in zwei verschiedenen Varianten dargestellt: als “Bischof und Goldschmied” und als der “bescheidenere” Hufschmied. Die erste Ikonografie ist beliebter beim Klerus und den reichen Auftraggebern des 14. Jahrhunderts während die zweite – die wir hier in Monticello vor uns haben – älter ist und sich auf die lokalen mönchischen Bewegungen bezieht, wie die der Benediktiner, die wir schon als sehr aktiv beim Wiederaufbau der Region erlebt haben.
FRAGMENT EINES THRONES MIT GEDREHTER SÄULE UND FIALEN (1360 – 1375 ca.)
An der Wand links des Altares sind weitere Malereifragmente zu erkennen. Das grösste Fragment befindet sich oberhalb der Madonna mit dem Kind: ein geometrisches Motiv in den Farben weiss, gelb, rot und grün. Der gemalte Rahmen umschloss eine Szene von der nur noch ein kleiner Teil eines Thrones in weissem Marmor mit gedrehten Säulen und kleinen Fialentürmchen als Abschluss zu sehen ist.
Es handelt sich um ein Fragment von hoher Qualität, das nicht in Zusammenhang steht mir anderen Malereien in der Friedhofskapelle San Ponzio. Die kleinteiligen Ornamente im Rahmen, die feine Ausgestaltung der Fialentürmchen und der Säule lassen an die gotische Malerei des sogenannten “Meisters der Meinardi” denken, der in der Region um Cuneo zwischen 1360 und 1375 aktiv war.
MUTTERGOTTES MIT KIND (LETZTES VIERTEL 13. JH. – ERSTES VIERTEL 14. JH.)
Ganz links an der Wand ist eine Maria mit dem Kind dargestellt von der nur wenige Fragmente erhalten sind: der dunkle Mantel und ein Teil des rahmenden Frieses in schwarz-weissem Schachbrettmuster – mittelalterliches Symbol für den Tod und die Ewigkeit.
Die Muttergottes hält das Kind das auf ihrem Schoss steht und sie anblickt während es eine Segensgeste macht. Die Farben des Freskos sind nüchtern und klar. In der Strenge fällt die Frisur des Kindes auf, sie entspricht französischen Vorbildern aus der Zeit von Ludwig IX., genannt “Der Heilige” (zweite Hälfte des 13. Jhs.). Genau in diesem Zeitraum ist auch die Präsenz von Mitgliedern des französischen Königshauses der Anjou in Alba belegt, so wie es immer florierende Handelsbeziehungen zwischen dem Piemont und Frankreich gegeben hatte, die auch den kulturellen und künstlerischen Austausch verstärkten.
KREUZIGUNG (1325 ca.)
Sobald wir die kleine Kapelle betreten stehen wir vor einer grossen Kreuzigungsdarstellung.
Es handelt sich um ein Fresko dessen Datierung schwierig ist: die Historiker schwanken zwischen dem Ende des 13. Jahrhunderts und den frühen 14. Jahrhundert. Vermutlich entstand die Malerei bevor die Malabaila (1341) und wenig später die Roero (1376) Monticello zum Lehen erhielten, als die Kirche San Ponzio in der Liste der Bistums von Asti verzeichnet war.
Die Szene ist einfach und intensiv. Cristus am Kreuz mit der trauernden Maria links und Johannes dem Evangelisten rechts des Kreuzes.
Die drei Figuren sind mit überwiegend kalten Farben dargestellt, fast aschefarben, auch für das Inkarnat (Hautfarbe). Die einzigen warmen Farben sind beim Gewand des Johannes und dem Lendentuch von Jesus sowie bei der flachen Erde in Ocker verwendet worden. Keine weiteren Details sind zu sehen, so erhält die Szene einen essenziellen und starken Charakter. Interessant ist zu beobachten, dass das Kreuz in seinem oberen Bereich den Schachbrettfries, der die Szene rahmt, durchbricht, als wolle er die Zweidimensionalität der Malerei aufheben.
Unten in einem braunen Streifen befindet sich eine nur noch teilweise lesbare Inschrift “DIE III MENSIS AP[RI]L[IS] HOC OPUS FECIT FIERI….CUS”. Wäre sie noch vollständig, hätte sie uns den Autor der Malerei und die Jahreszahl der Entstehung überliefert.
Der Kopf Christi ist zur Seite geneigt, die Augen geschlossen. Der Brustkorb ist breit und nur in wenigen linearen Konturen ausgeführt, mit leichten Schattierungen für das Volumen. Die anatomischen Details sind mit wenigen Linien angedeutet mit ein paar Auffälligkeiten: so sind auf der rechten Seite Jesu nur sieben Rippen zu sehen, auf seiner linken Seite dagegen sind zehn Rippen sichtbar. Die Füsse Jesu sind sehr gross während bei den Händen, obwohl ans Kreuz genagelt, zwei Finger aufgerichtet sind, ähnlich einer Segensgeste. Trotz des grausamen Leidens gibt es keine Spur von Blut, Wunden oder anderen Torturen am Körper Jesu.
Maria erscheint vom Schmerz ergriffen aber in sich gekehrt, den Mund leicht schmerzverzogen und die Hände betend gefaltet und vor das Gesicht erhoben. Sie trägt ein grünes Unterkleid und einen langen braungrauen Mantel der auf der Schulter von einem achtstrahligen Stern geziert wird. Es könnte sich hier einfach um ein dekoratives Element handeln das der Maler verwendete, oder ein Symbol des Schicksals oder aber um einen Hinweis auf den Kometen, der die Heiligen Drei Könige aus dem Orient nach Bethlehem geführt hat. Die Innenseite des Mantels wird von Schildmotiven geziert.
Johannes, der Lieblingsjünger Jesu, wird trauernd rechts des Kreuzes dargestellt. Er trägt ein weisses Unterkleid und darüber einen weiten, gelben Mantel. Eine Hand an den Kopf haltend weist er mit einem Finger der anderen Hand auf das Kreuz von dem aus, nach einer Überlieferung, Jesus ihm geboten hat sich um seine Mutter Maria zu kümmern.
Die formale Qualität der Malerei ist bemerkenswert und die Szene hat eine starke emotionale Wirkung. Die Figuren sind in einem Moment des Schmerzes dargestellt unter Verwendung von überwiegend kalten Farben. Die Szenerie ist minimalistisch, ohne Bildhintergrund: der Boden auf dem das Kreuz steht ist trocken und kahl. Die hell-dunkel Abstufungen sind nur angedeutet und den Details wird generell keine grosse Aufmerksamkeit gewidmet: ein Bezug zum französischen Stil und seinen Verbindungen mit der Gotik in der Lombardei.
Die Szene der Kreuzigungsdarstellung in Monticello beschränkt sich also auf die drei wichtigsten Personen, starke Zeugen des christlichen Glaubens. Die wichtigste Person ist natürlich der Gekreuzigte, der Salvator, der das Martyrium auf sich nimmt um die Menschheit zu erlösen. Ihm zur Seite die Madonna, seit jeher Objekt einer starken Volksverehrung, und schliesslich Johannes, Autor des gleichnamigen Evangeliums und der Apokalypse. Es ist eine Ikonografien mit pyramidalem Schema die zu den ältesten gehört, die uns überliefert sind: Ab dem 14. Jahrhundert werden sich viele Dinge wandeln, auch die Art der Kreuzigungsdarstellung.
Die ganze Szene wird von einem schwarzweiss gewürfelten Band umrahmt während oberhalb des horizontalen Kreuzbalkens Sonne und Mond dargestellt sind. In der mittelalterlichen Ikonografie symbolisieren die beiden Himmelskörper das Vergehen der Zeit und den Tag-Nacht-Rythmus. Der Mond ist der Zeitmesser der Landbevölkerung und wird auch im christlichen Kalender gebraucht, zur Festlegung von Feiertagen und Gedenktagen wie der Passion Christi. Die Sonne hingegen ist der wichtigste Himmelskörper: Im Christentum symbolisiert sie Unsterblichkeit und Auferstehung, so wie die Sonne jeden Tag erneut im Osten aufgeht. Christus ist auch Chronokrator, der Herr der Zeit, und vor allem in der romanischen Kunst wird er mit der Sonne, die die Dauer eines Tages bestimmt, in Verbindung gebracht, mit Anklängen an den Sol Invictus der an heidnische Bräuche erinnert.