Castagnito
Kirche San Bernardo
Ein Wandmalerei in einer kleinen kostbaren Feldkapelle, die ein ungelöstes Rätsel birgt
Die Kirche San Bernardo in Castagnito erhebt sich an der höchsten Stelle einer alten Strasse zwischen den Tälern des Tanaro und des Borbore. Ein erstes Gebäude entstand hier, um Reisenden an diesem steilen und unwegsamen Streckenabschnitt einen sowohl realen als auch spirituellen Bezugspunkt zu geben. Die heutige Kirche, erbaut 1786 nach einem Projekt des Rechtsanwalts Giovanni Carelli aus Castagnito, ist ein kostbares Beispiel piemonteser Barockarchitektur, die in ihrem Inneren ein rätselhaftes Wandbild verbirgt.Cappella di San Bernardo
Strada Provinciale 50, 12050 Castagnito (CN)
DAS ROEROGEBIET ENTDECKEN
KAPELLE SAN BERNARDO
Ein Wandmalerei in einer kleinen kostbaren Feldkapelle, die ein ungelöstes Rätsel birgt
Dem Heiligen aus Chiaravalle geweiht, erhebt sich die Kapelle San Bernardo am höchsten Punkt des Hügels seitlich des steilsten Teils der alten Reiseroute zwischen den Tälern des Borbore und des Tanaro. Eine erste Konstruktion entstand hier vielleicht schon im 13. Jahrhundert im Auftrag der Abtei von San Pietro di Breme, der zu dieser Zeit die Hälfte der Signoria von Castagnito gehörte. Vermutlich war die Absicht der Auftraggeber den Reisenden an diesem steilen Strassenabschnitt, abseits von bewohnten Gebieten und auf sehr instabilem Terrain, einen spirituellen Halt zu geben.
Der erste historische Hinweis geht auf das Jahr 1509 zurück, als San Bernardo anlässlich der Aufteilung des Gebietes in Quadranten als Gemarkungsname genannt wird. Ein Hinweis auf das Bauwerk als solches findet sich erst 1597: Bischof Aiazza berichtet nach einem Besuch vom schlechten Zustand der feuchten Wände und von einer (heute verlorenen) bemerkenswerten Darstellung einer Madonna die den Hl. Bernhard an ihrer Brust nährt und die man zu dieser Zeit für unsittlich befand. Im Jahr 1659 wurden 2000 Ziegelsteine erworben um den Portikus vor der Kapelle zu erneuern.
Dank der durch Spendeneinnahmen finanzierten Restaurierung verbesserte sich der Zustand des Bauwerks bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts. Aber im Jahr 1732 wurde festgestellt dass sein Abriss und Wiederaufbau notwendig waren, da die Kapelle “in pessimo stato et minaciante rovina” (in sehr schlechtem Zustand und einsturzgefährdet) sei. Auch ihre Verlegung an einen geeigneteren Ort wurde vorgeschlagen: der Hügel auf dem die Kapelle steht ist durch Erdrutsche bedroht da unter ihm eine grosse Wasserader verläuft. Ein Umstand, der wiederholt die Stabilität des Fussbodens und der tragenden Pilaster beinträchtigt hat.
Trotz der Ratschläge der Experten die den Ort begutachtet hatten, wurde das neue Gebäude zwischen 1735 und 1736 nicht weit von seinem bisherigen Standort errichtet und so kommt es zu seiner charakteristische Neigung, die bis heute zu erkennen ist. 1737 konnte man mit der “stabilitura interna” und der “stucadura” der Kirche fortfahren und die Arbeiten abschiessen. Bei einem Besuch des Bischofs Caissotti von Asti 30 Jahre später (1768) erschien die Kapelle in gutem Zustand und von eleganter Struktur. Leider finden sich schon im Jahr 1845, kaum ein Jahrhundert nach ihrer Restaurierung, wieder Berichte von Feuchtigkeit, die die Innenwände stark beschädigt hatte.
Auch in diesem Dokument wird die “skandalöse” Darstellung der Madonna die den Hl. Bernhard säugt erwähnt, die schon 250 Jahre zuvor bem Besuch des Bischofs Aiazzo moniert worden war.
Das heutige Bauwerk ist ein elegantes Beispiel der piemontescher Barockarchitektur. Die Kapelle hat einen runden Grundriss und einen Portikus der von einem Segmentgiebel bekrönt wird. Es gab auch ein kostbares Portal, das aber vor etwa einem Vierteljahrhundert gestohlen wurde. Das Projekt stammte von dem Architekten Capella aus Castagnito und dem Gutachter Castelli aus San Damiano.
DAS APSISFRESKO: EINE UNGEWÖHNLICHE KREUZDARSTELLUNG (circa 1737)
Bemerkenswert sind das Gewölbe der Kapelle und vor allem das geheimnisvolle Apsisfresko aus dem 18. Jahrhundert von einem unbekannten Meister. Ein grosser Teil des Bildes ist leider verloren und das Fragment, das sich bis in unsere Zeit erhalten hat, stellt uns vor ein bislang noch ungelöstes Rätsel.
In der Apsiskalotte sehen wir einige Engel die ein Kreuz halten. Es ist eine ungewöhnliche Variation eines Tatzenkreuzes dessen Enden sich nach aussen hin mit drei getreppten balkenartigen Stäben verbreitern.
Auf dem Kreuz findet sich eine nur noch in Teilen lesbare geheimnisvolle Inschrift die aus einer Buchstabensequenz besteht. Dabei handelt es sich teilweise um Wortpalindrome die sowohl vorwärts als auch rückwärts gelesen einen Sinn ergeben.
Nur einige Worte auf dem Querbalken ergeben einen zusammenhängenden Sinn (LUX DOMINI ME…) während die Restlichen mit einer gewissen wiederkehrenden Logik geschrieben zu sein scheinen aber bislang ist es noch nicht gelungen ihre Bedeutung zu entschlüsseln. Baldassare Molino hat 2011 die Transkription publiziert, aber ohne eine vollständige Lesbarkeit. Welche Bedeutung mag der Text haben ?